





























































Gedanken zu 173 Kathedralen für die Welt
Von Mladen Kunstic
Jeder Glaube ist gut, wenn er mit den demokratischen Menschenrechten vereinbar ist…
Seit einem persönlich mystischen Erlebnis im Aachener Dom im Februar 2006, beschäftige ich mich künstlerisch mit dem Thema Kathedralen als unsere Heiligen Räume.
Zuerst malte ich die Aachener Kathedrale um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Krankheit und Verzweiflung prägten diese Zeit und ich tat das was ich immer tat … ich malte… Viele Künstler verarbeiten ihre innere Zerrissenheit und ihre Suche nach Wahrheit mittels ihrer Malerei. So malte ich viele Kathedralen, las und studierte viele Bücher, kämpfte mit dem Text der Bibel und dem jüdisch / christlichen Gottesbild…malte gegen die Interpretation eines Gottes der Erbsünde, der Schuld und Vergeltung…ich malte dagegen an, dass mein Leiden und meine Verzweiflung eine Form von Wiedergutmachung an Gott waren, wie ich es seit meiner Kindheit und in der Bibel gelernt hatte…und widmete jedes meiner Bilder Gott, als wenn ich ihn milde stimmen wollte. Ein naives Denken und Handeln, nur zu verstehen, wenn man sich der suggestiven und fundamentalen Kraft der Psychologie der christlichen Bilder und der architektonischen Macht in allen Kathedralen der Welt bewusst wird. Auch in den Kathedralen anderer Konfessionen.
Das Projekt „173 Kathedralen für die Welt ist als „Work in Progress“ angelegt und hier möchte ich auf den Vorwurf Vieler: „Mladen Kunstic du bist ein Vasall der Katholischen Kirche…“ eingehen.
Ich war niemals ein Vasall von Niemandem…ich bin ein tief freiheitsliebender Künstler und Mensch. Mich als Diener und Befürworter der Katholischen oder Evangelischen Kirche zu bezeichnen, ist eine himmelschreiende Beleidigung meiner Gefühle und meines Verstandes.
Wie kann ein denkender und aufgeklärter Mensch an ein „Böses politisches Märchen“ glauben? Für ein Teufliches Gebilde arbeiten, das uns schon fast 2000 Jahre Unglück, Folter, Gewalt und Unmenschlichkeit gebracht hat…Ein Märchen, schlimmer als alles von den Brüdern Grimm; ein böses Märchen von Paulus, Petrus und Anderen um aus einer Sekte eine politische und ökonomische Kraft zu erschaffen…aus einem göttlich beauftragten Prediger, Propheten und Erneuerer den „Sohn Gottes“ zu machen…! Uns eine unbefleckte Geburt, Auferstehung und Auffahren in den Himmel aufzuschwatzen. Die wertvolle Botschaft von Jesus Christus uns als Lockmittel vorhalten; uns Liebe Predigen, aber selbst das Böse tun um die eigene Macht zu erhalten und Geldgier um diese Macht zu untermauern. Alles Schlimme und Unmenschliche haben nicht die Römer oder Andere erfunden, sondern die Katholische Kirche. Hier sei nur auf die „Hexenverbrennungen“ hingewiesen. Paulus, der Jesus Christus nie persönlich begegnet ist, hat mit Anderen die „Hure Babylon“ erschaffen, so wie es bei „die Offenbarungen von Johannes“ steht.
Paulus, Petrus und Andere haben die „Dreieinigkeit“ Gottes erfunden…Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist. Welch eine Beleidigung Gottes…! Gott selbst sagte im „alten Testament“ „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben und anbeten“!
Dieses böse „Männer Gebilde“ ist als Unterdrückungs und Kontroll Instrument geschaffen worden, um den Menschen zu beherrschen und die Frauen weiter zu versklaven. „Sie soll dem Manne dienen und ihm untertan sein“ und nicht wie in der Botschaft von Jesus Christus frei und gleichberechtigt sein. Andere Konfessionen wie der Islam, die evangelische Kirche und „Andere Auslegungen“ der Katholischen Kirche übereinstimmen mit diesem Frauenbild…!
„Wieso malst du dann, Mladen Kunstic die Symbole dieser Kirche“?
Ja, es sind die Symbole einer Kirche, die Menschen verführt; einer Kirche voller Verführer, Betrüger, Fälscher und Brutalster Kräfte…und dennoch sind es „Gebäude“ in die Menschen ihre Sorgen, ihre Wünsche, ihre Anliegen, ihre Liebe und ihren Glauben getragen haben. Jede Bitte ihres Lebens steckt in diesen Gebäuden; in diesem „Raum“ den ich heiligen Raum nenne, weil er von den Menschen geheiligt wurde, stecken alle ihre Sorgen, ihre Wünsche, ihre Anliegen, ihre Liebe, ihr Glauben und alle Bitten und Sehnsüchte. Diese Verführten haben in ihrer Naivität und Kindlichkeit und so, nur so sollen wir vor Gott treten, haben mit ihren Seelen und ihren glaubenden Herzen diesen Raum und dieses Gebäude geheiligt…dieser Raum ist eins geworden mit diesen Menschen…dieser Raum sind die Menschen.! Auch ich war/bin ein Teil dieses Raumes…auch ich war ein Verführter.
Dieses Kunstprojekt hat mir die Augen und den Verstand geöffnet…mittlerweile glaube ich daran, dass ich mit dem mystischen Erlebnis in der Aachener Kathedrale eine Hinführung zu dem Menschen und Künstler erfahren habe, der ich heute bin. Ein Mensch der „seinen“ wahren Glauben gefunden hat…ich glaube an „den einen Gott“ der im Alten Testament ist. Ich glaube an den veränderbaren Gott wie ihn die Propheten und vor allem der größte unter ihnen „Jesus Christus“ uns aufgezeigt haben…aus „Auge um Auge“ wurde „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ und Vergebung ist unsere Pflicht.
Durch Jesus Christus sagt uns Gott „Ich Jahwe, dein Gott, liebe dich…“
Und ich sage euch als alter Mensch und Künstler, wer sehen und lesen kann und denken will, der tue es… geschrieben 2024…eben ein „Work in Progress“
Ein Künstler entwickelt, verwirft und ringt um neue Entscheidungen und Lebenssysteme…ein Suchen und Finden eines neuen Lebensweges, einer neuen Lebensphilosophie, die aber nicht von der Geschichte abgekoppelt sein durfte, sondern sie neu und anders interpretieren sollte.
Ich wollte nicht Neues suchen, ich wollte das mir Unbekannte finden…denn ich wusste alles ist da und ich wusste es würde ein langer und Ergebnisoffener Weg sein. Daher legte ich das Kunstprojekt von Anfang an als „ Work in Progress „ an, mit einem offenen inhaltlichen und zeitlichen Ende.
Nach diesem ersten emotionalen und befreienden Arbeitsbeginn, musste ich meine Professionalität als Künstler in Arbeitsstrukturen gliedern und fokussieren… Wie dieses Thema zum Ausdruck bringen?
Als erstes beschränkte ich mich auf die äußere Architektur der Kathedralen, weil ich erkannte, dass der Innenraum ein so gewaltig emotional aufgeladener „Heiliger Raum“ ist, der alle Ausdrucksmöglichkeiten sprengte. Niemand kann all die Gebete, die Wünsche, die Sorgen und all das menschliche Leid welches in jedem Innenraum einer Kathedrale vorhanden ist wie eine unsichtbare Patina, mit dem Mittel der Malerei ausdrücken.
Architektur ist Ausdruck von Pracht, von Macht und Machtanspruch, voll von menschlicher Eitelkeit…Architektur ist auch Ästhetik und Ausdruck des Denkens und der Evolution des Denkens. Architektur ist sichtbare Geschichte und sichtbare gemeinsame Kultur.
Somit wird die gemeinsame Europäische Kultur sichtbar in der Architektur und dem Geist der Kathedralen. Dies ist mir schon vor vielen Jahren aufgefallen, als ich durch Reisen in Frankreich, Kroatien, England und Deutschland die Gemeinsamkeiten der Romanischen und Gotischen Architektur erkannt habe. Diese und andere gemeinsame Wurzeln führten dann Gott sei Dank zu unserem jetzigen Europa.
Diese kulturgeschichtlichen Gemeinsamkeiten und der weise Satz des jüdischen Kirchen Gelehrten und Sprachforschers Pinchas Lapide,“ Wer der Form den Inhalt entreißt, der Entzweit ein Ganzes “, führten dazu, dass ich auch Kathedralen aus anderen Ländern Europas in meine Bilder aufnahm. Unter anderem einige Kathedralen aus Frankreich, wie Notre Dame aus Paris, Kathedrale aus Reims, Notre Dame aus Bordeaux, Sacre Coeur aus Paris. Aus Deutschland den Kölner Dom und einige Kathedralen aus Kroatien wie die Kathedrale aus Sibenik und Split…Kathedralen aus anderen Ländern der Welt werden noch folgen.
Den Geist der Kathedralen zu erfassen, ohne geschichtliche, ohne gesellschaftliche, ohne naturwissenschaftliche und ohne konfessionelle Zusammenhänge ist unmöglich.
Somit studierte ich Geschichte ( besonders die Europäische ), ich studierte die drei Schriftreligionen, Judentum, Christentum und den Islam und natürlich Buddhismus und Andere. Ich studierte die Entwicklung des Papsttums und ihre Auswirkungen auf die konfessionellen, gesellschaftlichen und politischen Machtstrukturen. Ich las viel über die Geschichte der Demokratie und die Säkularisierung. Hier war Frankreich Vorreiter für die Welt. Wichtig war auch die Geschichte der Naturwissenschaften, um die Zusammenhänge von Klima und Wohlstand auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu erkennen. Hungersnöte, Ungerechtigkeit, die Erfindung des Buchdrucks und Kriege führten zur Evolution des Denkens und letztendlich zu demokratischen Veränderungen.
Neben dem zentralen Bildthema Kathedralen, sind gleichberechtigt alle menschlichen Thematiken und Realitäten ein wichtiger Bestandteil meiner Bilder. Dazu bediene ich mich neben der Zeichnung und Malerei auch der Collage als Untergrundgestaltung und Zitaten aus der Kunstgeschichte oder Realität.
Meine Leinwände beklebe ich mit Buchseiten und Fotos als Zeichen des Spiegelbildes der Realität. Dadurch entsteht ein Maluntergrund für meine neue malerische Realität, in der Bilder, Bücher und Fotographien mein Denken und Wünschen bestimmen. Auf diesen Lebenscollagen male ich dann meine Bilder. Ich habe auch einige Grafikzitate des französischen Künstlers Paul Gavarni in meine Bilder aufgenommen. Dieser Ausnahmekünstler aus dem 19. Jahrhundert, hat wie kein Anderer die Realität in ihrer sozialen und psychologischen Dimension zu Papier gebracht.
Die bildhafte Untersuchung, ob äußere Darstellungen von Kathedralen und meine künstlerisch gestalteten Umgebungsräume auf innere Befindlichkeiten des Menschen schließen lassen, ist für mich ein kreatives Spannungsfeld zu meiner eigenen Suche nach geistig mystischen Fundamenten. In diesem Zusammenhang interessiert mich der Ausdruck elementarer menschlicher Gefühle wie Tragik, Hoffnung und Liebe.
Diese komplexen Emotionen und Gedanken lassen sich für mich am eindringlichsten durch beseelte Farbigkeit und sichtbare klare Linien ausdrücken. Farbigkeit als Lebenspartitur, als starke Emotion, als Lebensmusik, die neben den Farben des Farbkreises auch die Zwischentöne von Collagen mit ihren Fotografien und Texten spielt. Farbe als expressives und suggestives Element des Lebens, Ausdruck der Wärme, Kälte, Liebe, Verzweiflung, Hoffnung und ewiger Sehnsucht des Menschen nach dem Guten, dem Gerechten und der Freiheit…
Die Linie ist für mich die Kalligraphie der Vernetzung allen Seins. Umrisslinien als Beginn des Lebens in einem Prozess des Findens und damit losgelöst vom Ende des Lebens, welches für mich unendlich ist. Linie als Umriss eines ewigen Kraftfeldes.
Ein anderer und besonderer Aspekt meines Kunstprojektes ist die Beschäftigung mit dem Thema Freiheit. Freiheit als Grundlage der Selbstbestimmung und Würde des Menschen. Die dadurch erfolgte positive Trennung von Staat und Religion, die wir in unserem Europa verwirklicht haben und auf die wir in noch vielen Islamischen Ländern warten. Die Freiheit wird auch in diesen Ländern Einzug halten und darum ist es für mich jetzt schon wichtig, auch Kathedralen des Islams in meine Bilder aufzunehmen, wie die Al Axa Moschee in Jerusalem, um auf eine erfolgreiche Fortsetzung dieses freiheitlichen Prozesses hinzuweisen.
Die Geschichte gibt mir Recht, wie wir an der Entwicklung in diesem Jahr in Ägypten, Tunesien, Lybien und in anderen arabisch islamischen Staaten sehen.
Ich denke, das auch Kathedralen des jüdischen Glaubens, des Buddhismus und noch anderer kleinerer Konfessionen in meine Bilder Einzug nehmen werden.
Das Thema Kathedralen als unsere heiligen Räume beinhaltet selbstverständlich die Frage nach Gott als Hoffnung und Lebensordnung. Diese Frage wird für viele Menschen immer wichtiger, da die materiell immer schwierigere und ungerechtere Lebenssituation sie vor physische und psychische Grenzen stellt, die zum in Frage stellen des eigenen Lebens und zur Lebens Sinn Frage führen. Die Menschen fühlen sich oft von der Politik und auch den verschiedenen Konfessionen alleingelassen mit ihren Problemen und Sorgen. Die Politik hat uns in den letzten Jahren in eine Globalisierung gedrängt, bei der die Menschenwürde fast gänzlich verloren gegangen ist und die Religionen dieser Welt können auch keine klaren Antworten geben, da ihnen ihr Macht und Einflusserhalt oft wichtiger ist als das Diesseits und die Menschen.
Wer sich seines Glaubens oder Nichtglaubens bewusst wird und sich die Freiheit seiner Denk und Gestaltungsmöglichkeiten vergegenwärtigt, bekommt einen neuen Ansatzpunkt für seine Lebensgestaltung.
Ich erkannte durch mein Studium der Bibel, ihrer konformen und non konformen Auslegungen, durch die Beschäftigung mit anderen Konfessionen, das es nur einen Gott für mich gibt…Gott als einziger Gott aller Menschen, Gott aller Konfessionen und sichtbar in allen Kathedralen der Welt.
Ich bin auf dem Weg nach Hause…Ein zu Hause voller Liebe, ohne Erbsünde, ohne Schuldbegleichung, ohne Verdammnis und ein zu Hause das nur auf Liebe baut. Und ich bin überzeugt, dieser Gott liebt die Demokratie genauso wie ich und ist genauso ein glühender Befürworter Europas wie ich…
Ein lebendiger Prozess des subjektiven Werdens, der zur Erkenntnis führen kann, dass jeder von uns eine Kathedrale und somit heiliger Raum ist. Durch unser gemeinsames Wollen und Handeln gestalten wir den „Heiligen Raum“ in uns selbst, als auch außerhalb von uns. Somit strahlt der von uns selbst gestaltete heilige Raum der Kathedralen, als sichtbare Äußerlichkeit aus ihnen heraus zu uns Menschen und wir können den Weg der gemeinsamen positiven Geschichte weitergehen.
Wer keine Visionen mehr hat, ist wie ein Vogel ohne Stimme…. meine Bilder sind meine Stimme …
Mladen Kunstic
PS
Ich möchte später, wenn ich glaube das Kunstprojekt ist abgeschlossen, aus all den vielen Hundert Kathedralen Bildern 173 zusammen fassen, in einem Katalog dokumentieren und als Wanderausstellung in vielen Ländern ausstellen.
Viele haben mich gefragt warum 173 Kathedralen der Welt? Hier meine momentane Erklärung...
Die 1 steht für die Einheit des Menschen…das Eins sein von Seele, Körper, Herz und Geist…
zugleich steht die 1 auch gleichberechtigt für die Einheit Gottes mit dem Menschen.
Die 7 ist der siebte Tag der Schöpfung. Der Sonntag…ein Tag der Freiheit und Ruhe, ein Tag des Denkens und der Kontemplation…
Die 3 steht für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit …
Die Summe 1+7= 8 steht für die Unendlichkeit…
Die Summe 1+7+3= 11 steht für mich…als Sportler in jungen Jahren hatte ich immer diese Rückennummer...
Die Summe 7+3= 1 0 steht für das Zeitalter des Computers…
Die Summe 1+3= 4 steht für die vier Elemente, Wasser, Feuer, Erde und Luft…
Mladen Kunstic
173 Dom Variationen
Dr. Christine Vogt Kunsthistorikerin